Kopfgelenk

Kopfgelenke: von der Begriffsklärung bis hin zu möglichen Beschwerdebildern

Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Konzentrations- und Sehstörungen: So lauten nur einige der Beschwerden, die durch Beweglichkeitsstörungen der Kopfgelenke ausgelöst werden können. Doch worum handelt es sich dabei eigentlich genau? Und wie kommt es zu den Beschwerden? Gibt es effektive therapeutische Maßnahmen?

Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Thema „Kopfgelenke“ liefert dieser Beitrag.

Aufgabe und Funktion der Kopfgelenke

Das Kopfgelenk besteht aus zwei Einzelgelenken, dem oberen Kopfgelenk, in der medizinischen Fachsprache Articulatio atlantooccipitalis genannt, sowie dem unteren Kopfgelenk, sprich dem Articulatio atlantoaxialis. Lokalisiert ist es zwischen der Schädelbasis, genauer dem Hinterhauptbein, im Fachjargon Os occipitale, und dem ersten Halswirbel (Atlas) sowie zwischen Atlas und Axis, sprich dem zweiten Halswirbel.

 

Gemeinsam mit dem Rest der Halswirbelsäule sind diese Gelenke für die Kopfbewegung in Quer-, Längs- und Sagittalebene zuständig. Anders ausgedrückt dienen die Kopfgelenke als drittes Gleichgewichtsorgan. Entsprechend verwundert es wenig, dass es im Falle einer Funktionsstörung unter anderem zu den oben beschriebenen Symptomen kommt.

In der Umgangssprache wird die hier im Zentrum stehende Region inklusive der restlichen Halswirbelsäule oftmals einfach nur als „Hals“ bezeichnet.

Das erste bzw. obere Kopfgelenk im Detail

Articulatio atlantooccipitalis oder auch Atlanto-okzipital-Gelenk: So lautet wie bereits erwähnt der Name des zwischen den beiden Kondylen (Gelenkköpfen) des Hinterkopfes (Occiput) und der sogenannten Fovea articularis cranialis des Atlas (ersten Halswirbels) angesiedelten oberen Kopfgelenkes. Als Ellipsoidgelenk kommt ihm die Aufgabe zu, Extension und Flexion zu ermöglichen. Konkret äußern sich diese in Form von Nickbewegungen sowie in eingeschränktem Maße auch durch ein seitliches Neigen des Kopfes.

Die Membranen (dünne Häutchen) Membrana atlantooccipitalis dorsalis und ventralis sorgen für eine Verstärkung der Gelenkkapsel. Das zwischen den beiden Halswirbeln im Bereich der Dorsalmembran befindliche Loch wird ausschließlich von eben dieser Membran abgedeckt. Entsprechend leicht kann hier im Falle einer notwendigen Punktion mithilfe einer Kanüle in die Subarachnoidalregion oder deren Verlängerung, die Cisterna cerebellomedullaris, vorgedrungen werden, um etwas Flüssigkeit des Hirn-Rückenmarks (Liquor cerebrospinali) zu entnehmen. An dieser sehr sensiblen Stelle besteht für das Rückenmark übrigens eine erhöhte Verletzungsgefahr. Ein spitzer Gegenstand beispielsweise kann hier einen entsprechend großen Schaden anrichten.

Das zweite bzw. untere Kopfgelenk

Das von Atlas und Axis gebildete untere Kopfgelenk (Articulatio atlantoaxialis) ist für rund 70 Prozent der Kopfdrehung verantwortlich. Der Rest obliegt dem restlichen Teil der Halswirbelsäule.

Articulatio atlantoaxialis mediana und Articulatio atlantoaxialis lateralis: So lauten die beiden Bereiche, aus denen sich das untere Kopfgelenk zusammensetzt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der sogenannte Dens Axis, ein Wirbelkörperfortsatz, der wie ein kegelförmiger Zahn nach oben ragt und in der Zahngrube des Atlas ein Rad- bzw. Drehgelenk, das Articulatio trochoidea, bildet.

Die einzelnen Gelenkabschnitte wiederum werden durch eine gemeinsame Gelenkkapsel sowie zahlreiche Bänder zusammengehalten. Rotationsbewegungen wie das Kopfschütteln gehen in erster Linie von dem Dens Axis aus. In Zahlen ausgedrückt ermöglicht das Drehgelenk am Dens Axis eine Drehung von rund 20 bis 30 Grad zu jeder Seite.

Wissenswertes zur ernsten Schädigung der Kopfgelenke

Das schlimmste denkbare Szenario ist ein Bruch des Dens Axis, umgangssprachlich gleichzusetzen mit einem Halsbruch, sowie ein Riss seiner Bänder. Führen diese zu einer Quetschung oder gar Durchtrennung der Medulla Oblongata, dem zwischen dem Pons und dem Rückenmark gelegenen Teil des Gehirns, und dem Rückenmark, so resultiert dies in einer Zerstörung der für die Atmung und den Blutkreislauf zuständigen Nervenzentren und damit unweigerlich in einem sofortigen Tod. Mehr: hier

 

Kopfgelenkstörungen: Ursachen und Symptome

Die Liste der potentiellen Auslöser für Beschwerden im Bereich der Kopfgelenke ist lang.

Dazu zählen unter anderem:

  • chronische Kopffehlhaltungen
  • Stürze bzw. Zusammenstöße
  • Schleudertrauma
  • Narkosen
  • (bei Säuglingen) Saugglockengeburt und Zangengeburt

Neben den oben bereits beschriebenen Anzeichen einer Funktionsstörung des Kopfgelenkes, kann es außerdem zu folgenden Symptomen kommen:

  • Nackenschmerzen
  • Schulterschmerzen
  • Gesichtsschmerz
  • Kieferschmerzen
  • Ohrenschmerzen
  • Schwindel
  • Druckgefühl im Auge
  • Sehstörungen
  • eine pelzige Zunge
  • „Kloßgefühl“ im Hals
  • Schluckbeschwerden

Störungen des Kopfgelenkes: Diagnose und Behandlung

Im Zentrum der Diagnosestellung steht das Abtasten der Kopfgelenke durch einen erfahrenen Arzt. Im Zweifelsfall werden Spezialisten aus verschiedenen medizinischen Fachgebieten, darunter Neurologie, Innere Medizin, Kieferorthopädie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde herangezogen.

Die Therapie erfolgt in direkter Abstimmung mit dem jeweils vorliegenden Beschwerdebild und der bestimmten Ursache.

Große Erfolge verzeichnet die manuelle Therapie. Mithilfe von chiropraktischen Techniken wird hier versucht, Blockaden zu lösen und daraus entstandene Beweglichkeitsstörungen zu mindern. Die Behandlungsdauer erstreckt sich zumeist über mehrere Wochen. Eindeutiger Vorteil dieser Methodik ist die sanfte und daher in der Regel risikofreie Vorgehensweise.

Bei erneut auftretenden Beschwerden oder einer nachgewiesenen Muskelschwäche in Schultern und Nacken kann außerdem ein Muskelaufbautraining als ergänzende Maßnahme Sinn ergeben.

Ein wichtiger Hinweis zum Schluss

Um ernste Krankheiten auszuschließen und eine Verschlimmerung der Beschwerden zu verhindern, sollten sich Betroffene, die unter den oben aufgeführten Symptomen leiden, zwecks Klärung umgehend an ihren Arzt oder Therapeuten wenden. Bei rechtzeitig einsetzender gezielter Behandlung kann eine Eskalation in der Regel verhindert und eine rasche Steigerung der Lebensqualität durch eine Linderung der Krankheitszeichen erreicht werden.