Im Diskurs: Hypermobilitätssyndrom der Halswirbelsäule
Chronische Nackenbeschwerden zählen zu einem verbreiteten Krankheitsbild. Neben anderen Konstellationen lässt sich dabei besonders häufig eine Verbindung zu dem sogenannten Hypermobilitätssyndrom (HMS) feststellen.
Überbeweglichkeit der Halswirbelsäule: Was ist das?
Generell kann das HMS zusammen mit der Wirbelsäule den gesamten Gelenkapparat des menschlichen Körpers inklusive Muskeln, Sehnen und Weichteile in Mitleidenschaft ziehen. Das Ergebnis ist zumeist eine starke Einschränkung in der Beweglichkeit der betroffenen Regionen.
Kommt es zu Nackenbeschwerden wie Verspannungen und Schmerzen, so sind diese oftmals auf eine angeborene Überbeweglichkeit der Halswirbelsäule, beispielsweise infolge von Bandschwäche zurückzuführen. Diese wiederum wirkt sich nachteilig auf die muskuläre Führung sowie die allgemeine Stabilität aus und zieht eine Vielzahl an unangenehmen Symptomen nach sich.
Wie äußern sich Nackenbeschwerden genau?
Nackenbeschwerden ist der Oberbegriff für alle Leiden und Krankheitszeichen, die sich entlang der Halswirbelsäule bemerkbar machen. Sie können sowohl allein als auch in Kombination mit mehreren Symptomen auftreten.
Beispiele sind:
- Schmerzen und Verspannungen in der Nackenmuskulatur,
- Blockaden und Knacken der Halswirbelsäule,
- eingeschränkte Beweglichkeit in der Hals- und Nackenregion,
- betont gerade Halswirbelsäule, auch Streckhaltung genannt.
HMS als Auslöser von Nackenbeschwerden und anderen Leiden
Eine große Gefahr bei der Untersuchung und Diagnose von Nackenbeschwerden besteht in der Fokussierung auf Einschränkungen in der Beweglichkeit. Jedoch kann die Überbeweglichkeit der Halswirbelsäule eine Vielzahl an chronischen Beschwerden auslösen.
Überlastungen und unvorteilhafte Bewegungen sind bei einer Überbeweglichkeit, die zugleich auch von einer mangelnden Kontrolle über die betroffenen Gelenke begleitet wird, vorprogrammiert. Diese wiederum steigern die Gefahr von Irritationen, Entzündungen und vorzeitigen Abnutzungserscheinungen.
Überbeweglichkeit und ihre Folgen: ein Beispiel aus der Praxis
Zur Veranschaulichung sei hier ein Beispiel aus der Mechanik genannt. Bei einem Übermaß an Spielraum bzw. Bewegung im Rahmen der mechanischen Führung resultiert die damit einhergehende unzureichende Sicherung rasch in einer unbeabsichtigten Verklemmung bzw. Verhakung/Blockierung der einzelnen Bestandteile. Das Ergebnis ist, vergleichbar mit den Muskeln und Gelenken beim Menschen, ein rascherer Verschleiß.
An dieser Stelle ist zu betonen, dass trotz einer grundsätzlich ganzheitlichen Herangehensweise in Bezug auf Diagnosestellung und Therapie die wichtigsten Funktionen der Halswirbelsäule nicht außer Acht gelassen werden dürfen. In Bezug auf die Überbeweglichkeit der Halswirbelsäule führt dies automatisch zu der Erkenntnis, dass es sich hier in erster Linie um ein mechanisches Problem handelt.
Lösen lässt sich dieses nur durch eine gezielte Förderung der muskulären Stabilität der Halswirbelsäule.
Linderung von Nackenbeschwerden: Muskelstärkung versus Muskeldehnung
In Bezug auf die therapeutischen Maßnahmen bei Nackenbeschwerden infolge einer Überbeweglichkeit der Halswirbelsäule scheiden sich oftmals die Geister. Als eine Behandlungsvariante zur Reduktion von Verspannungen wird oftmals eine Dehnung der betroffenen Muskeln empfohlen.
Im Falle einer zugrundeliegenden Überbeweglichkeit können Nackenbeschwerden jedoch nur effektiv mithilfe einer Muskelstärkung angegangen werden.
Ein weiteres Beispiel aus der artistischen Praxis erklärt, warum dem so ist.
Wer sich bereits etwas eingehender mit den sogenannten Schlangenmenschen, auch unter dem Begriff Kontorsionisten bekannt, beschäftigt hat, wird wissen, dass ihre überdurchschnittlich hohe Überbeweglichkeit aus harter Arbeit von Kindertagen an resultiert.
Damit sich diese jedoch nicht langfristig nachteilig auf ihre Gesundheit, konkret auf ihre äußere Stabilität auswirkt, greifen sie auf essentielle Erkenntnisse aus der statistischen Tradition zurück, indem sie parallel zu ihrer Beweglichkeit auch ihre Muskelkraft trainieren.
Stärkung der Muskulatur als wirkungsvolle Maßnahme bei HMS
Übertragen auf das Überbeweglichkeitssyndrom ergibt sich aus dem vorab genannten Beispiel die Folgerung, dass diesem nur mit einer starken Muskulatur entgegengewirkt werden kann. Schwache Muskeln hingegen führen zu Instabilität, auf die der Körper mit Anspannungen und unnatürlichen Haltungen reagiert. Gemeinsam können diese die hier im Zentrum stehenden Nackenbeschwerden auslösen.
Ein individuell angepasstes Kräftigungstraining bildet folglich das Fundament des therapeutischen Bemühens bei HMS und daraus resultierenden Nackenbeschwerden. Anstelle einer Dehnung, die die Überbeweglichkeit inklusive ihrer begleitenden Symptome noch steigert, ist eine Stabilisierung der Nackenmuskulatur angesagt.
Kommt es bereits zu Blockierungen, so helfen ergänzend zum Krafttraining oftmals nur eine chirotherapeutische Behandlung und wiederholtes, sanftes Lösen der Blockaden.