Bandscheibenvorfall C6/C7

Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS) verständlich erklärt

Bei rund 8 von 100 Bandscheibenvorfällen ist die Halswirbelsäule (HWS) in Mitleidenschaft gezogen. Betroffene leiden unter starken Nackenschmerzen sowie Arm- und Schulterbeschwerden. Doch was passiert bei einem sogenannten HWS-Bandscheibenvorfall eigentlich genau? Welche diagnostischen Verfahren gibt es und wie ist es um die Behandlungsmethoden bestellt?

HWS-Bandscheibenvorfall: verschiedene Bezeichnungen, ein Phänomen

Ein Großteil der Bandscheibenvorfälle der Halswirbelsäule, auch zervikale Diskushernie bzw. zervikaler Bandscheibenvorfall genannt, ist zwischen den Halswirbeln C5 und C6 sowie C6 und C7, sprich im unteren Bereich der Halswirbelsäule angesiedelt. Die numerische Bezeichnung ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich die Halswirbelsäule aus 7 Wirbeln zusammensetzt. Das “C” wiederum verweist auf das lateinische Wort “cervical”, das so viel wie Nacken bedeutet.

Die beschriebenen Symptome sind auf einen starken Druck auf die Spinal- bzw. Rückenmarks nerven oder das Rückenmark zurückzuführen. Dieser kommt einer Quetschung gleich. Konkret entsteht dieser durch den Austritt von Material aus dem inneren Gallertkern, einer im Halsbereich befindlichen Bandscheibe, nach außen.

Dabei lassen sich Parallelen zum Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule feststellen, denn auch hier erfolgt der Druck oftmals nur einseitig auf die Nervenwurzel. Das Ergebnis sind neben den bekannten Schmerzen Symptome wie Taubheitsgefühle und Kribbeln, die durchgängig bis in die Arme, Hände und Finger spürbar sein können.

Handelt es sich um einen Bandscheibenvorfall in Höhe der Wirbelkörper C6 und C7, so äußert sich dies in Form von einer Belastung der zwischen den beiden Wirbelkörpern austretenden Nervenwurzel C7. Unter einem klassischen seitlichen (lateralen) Bandscheibenvorfall versteht man ein rechtsseitiges oder linksseitiges Auftreten in der Halswirbelsäule.

Ebenfalls denkbar ist eine Lokalisierung des Bandscheibenvorfalls in der Mitte des Wirbelkanals, auch als zentral bzw. medial bezeichnet. Dies kommt jedoch eher selten vor. Hauptgrund ist das am hinteren Rand der Wirbelkörper verlaufende Band, das sich in der Mitte als besonders stark und widerstandsfähig, am linken und rechten Rand jedoch als vergleichsweise schwach erweist. Kommt es hier zu einem Riss, so kann das Bandscheibenmaterial ungehindert in den Wirbelkanal vordringen und wie beschrieben durch den unzureichenden Raum zunehmenden Druck auf das hier befindliche Rückenmark sowie die Nervenwurzeln ausüben.

HWS-Bandscheibenvorfall: typische Beschwerden im Überblick

Bei einem C6/C7 Bandscheibenvorfall leiden die Betroffenen unter Nackenschmerzen, die je nach Lokalisation bis in den Arm ausstrahlen können. Der Schmerz erstreckt sich dabei über den von der Nervenwurzel C7 versorgten Hautabschnitt.

Charakteristisch für einen C6/C7 Bandscheibenvorfall ist der wie von einem Messer verursachte, stechende Schmerz unter dem Schulterblatt. Ebenfalls bezeichnend sind ein Kribbeln und Taubheitsgefühl in Zeige-, Mittel- und Ringfinger.

Eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Beschwerden spielt der sogenannte Referenzmuskel. Dabei handelt es sich um den Muskel, der einer bestimmten Nervenwurzel zugeordnet werden kann.

Im Falle der Nervenwurzel C7 ist dies der am hinteren Oberarm befindliche M. triceps brachii, der für die Streckung des Arms im Ellbogen zuständig ist. Ein übermäßig hoher Druck auf die C7-Nervenwurzel führt zumeist zu Kraftlosigkeit und Lähmungserscheinungen im Trizeps.

Eine Trizepsschwäche nachweisen lässt sich ganz einfach durch einen kleinen Test. Dazu stößt sich der Patient mit beiden Armen und im Anschluss mit einem Arm von einer Wand ab. Ist dies auf einer Seite nur bedingt oder gar nicht möglich, so liegt sehr wahrscheinlich eine Trizepsschwäche vor.

Zusammengefasst äußert sich ein Bandscheibenvorfall in der Höhe der Halswirbel C6 und C7 durch:

  • Schmerzen, die auf den gesamten C7-Versorgungsbereich ausstrahlen,
  • eine Schwäche des Trizeps,
  • Kribbeln und Taubheitsgefühl in Zeige-, Mittel- und/oder Ringfinger
  • Lähmung und Gangstörung in den Beinen (besonders schwere Vorfälle)

Potentielle Ursachen eines HWS-Bandscheibenvorfalls

Fehlbelastungen und Verschleißerscheinungen stehen ganz oben auf der Liste der potenziellen Ursachen eines Bandscheibenvorfalls in der Halswirbelsäule.

Ein geschwächtes Bindegewebe ist zumeist auf fortschreitendes Alter zurückzuführen. Der Faserring verliert an Elastizität und Stabilität und gibt so dem Druck des inneren Gallertkerns nach.

Denkbar sind auch frühzeitige Abnutzungserscheinungen, beispielsweise durch einseitige Belastung im Sport oder Beruf über einen längeren Zeitraum hinweg.

Arztbesuch und diagnostische Verfahren

Generell stellt sich die Frage, wann Betroffene einen Arzt aufsuchen sollten. Anders ausgedrückt: Wann ist zu erwarten, dass die Beschwerden von selbst wieder abklingen? Und wann hilft nur die Einleitung medizinischer Schritte, um vorliegende Beschwerden zu lindern und einer potentiellen Verschlimmerung, im schlimmsten Fall bleibenden Schäden entgegenzuwirken?

Zu den wichtigsten Warnzeichen, die einen umgehenden Besuch beim Arzt erfordern, zählen:

  • Starke Schmerzen und Lähmungserscheinungen,
  • Gleichgewichtsprobleme oder Unsicherheit beim Gehen,
  • Störungen bei Stuhlgang und/oder Wasserlassen.

Um die im individuellen Fall erforderlichen therapeutischen Maßnahmen einleiten zu können, wird der behandelnde Arzt zur möglichst raschen Diagnosefindung auf verschiedene Verfahren zurückgreifen. Dazu zählen bildgebende Untersuchungen wie Röntgen und MRT. Verweisen diese auf einen massiven Bandscheibenvorfall mit eindeutiger Rückenmarkskompression, so hilft in der Regel nur ein operativer Eingriff.

Bei weniger starken Schmerzen sowie anderen Beschwerden kommen konservative Maßnahmen zur Anwendung.

HWS-BANDSCHEIBENVORFALL: Behandlungsmethoden im Diskurs

In vielen Fällen heilt der HWS-Bandscheibenvorfall nach einiger Zeit von selbst. Fördern lässt sich der Genesungsprozess unter anderem mithilfe von Wärmeanwendungen und Krankengymnastik. Das Tragen einer Halskrause hilft bei der Entlastung der Muskulatur der Halswirbelsäule. Niedrig dosierte Schmerzmedikamente versprechen eine Linderung der Symptome und verhindern, dass diese die Lebensqualität der Patienten zu sehr beeinträchtigen. Dazu zählen unter anderem nichtsteroidale Antirheumatika wie Diclofenac. Für eine kurzzeitige Anwendung kann auch Kortison zur Schmerzminderung eingesetzt werden.

Zeitigen diese Maßnahmen keinen Erfolg und leiden die Betroffenen unter starken Schmerzen, so wird der behandelnde Arzt zumeist zu einer Operation raten.

Dabei wird zwischen zwei Methoden, der ventralen, sprich von vorne durchgeführten Variante sowie der dorsalen bzw. von hinten operierten Alternative unterschieden. Was es damit im Detail auf sich hat?

Die sogenannte ventrale Fusion dient der Stabilisierung der gefährdeten Region C6/C7 mithilfe eines Implantates anstelle von Platten und Schrauben.

Bei der dorsalen Foraminotomie wiederum wird das Nervenloch wie bei einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule von hinten freigelegt.

Für eine ventrale Fusion spricht die Möglichkeit, dass der Operateur von vorne einen direkten Zugriff auf die Halswirbelsäule, allen voran die Bandscheibe hat. Das empfindliche Rückenmark hingegen liegt geschützt im hinteren Bereich.

Ziel der Operation ist die Entfernung der geschädigten Bandscheibe. Zumeist geschieht dies durch einen Hautschnitt in Kehlkopfnähe. Als Ersatz für die Bandscheibe kommen entweder eigenes Knochenmaterial oder aber eine künstliche Bandscheibenprothese als Platzhalter zum Einsatz. Letztere beugt einer zu hohen Belastung der benachbarten Partien vor und stellt einen Erhalt der Beweglichkeit der Halswirbelsäule sicher.

Die Nutzung von Knochenmaterial reduziert die Flexibilität der Halswirbelsäule auf drastische Weise.

Die dorsale Foraminotomie wird heute eher selten angewendet. Jedoch bringt sie in Einzelfällen gegenüber der ventralen Fusion große Vorteile mit sich. Dazu zählt zweifellos der Erhalt der Bandscheibe und im Einzelnen der Mobilität und Stabilität in dem jeweiligen Abschnitt.