Atlas-Fehlstellung

Symptome bei Atlas-Fehlstellung

Der Atlas ist der oberste Halswirbel und liegt direkt unterhalb der Hirnbereiche, die wichtige Mechanismen wie Atemfrequenz, Herzschlag oder Schlucken steuern. Als Bestandteil eines komplexen Funktionssystems löst eine Fehlstellung nicht nur Nackenschmerzen aus, sondern kann sich auch in folgenden Beschwerden bemerkbar machen:

  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Gleichgewichtsstörungen, Schwindel
  • Konzentrationsstörungen
  • Schwerhörigkeit, Tinnitus
  • Sehstörungen
  • Übelkeit
  • schmerzhafte Verspannung der Nackenmuskeln
  • Bewegungseinschränkungen in der gesamten Schultermuskulatur
  • Auswirkungen auf Fehlstatiken und Asymmetrien im ganzen Körper
  • weitere Beschwerden im ganzen Stütz- und Bewegungsapparat

Eine reine Bewegungsstörung des Atlaswirbels verursacht in der Regel kaum bis gar keine Schmerzen. Allerdings sollten die oben genannten Beschwerden Anlass genug sein, bei einer fachspezifischen Untersuchung auch an eine Atlas-Fehlstellung oder -blockade zu denken.

Um die Zusammenhänge möglicher Symptome mit Atlas-Fehlstellung besser begreifen zu können, möchte ich nachfolgend auf wichtige Bestandteile der Anatomie eingehen.

Anatomie rund um den Atlas

Der ringförmige erste Halswirbel besitzt im Gegensatz zu den übrigen Wirbeln keinen Wirbelkörper. Er besteht aus dem hinteren und vorderen Wirbelbogen sowie aus der dicken Knochenmasse, die diese Bögen miteinander verbindet.

Der Atlas verbindet die Schädelbasis mit dem zweiten Halswirbelkörper. Der hintere Atlasbogen, der dem Wirbelbogen der übrigen Wirbelkörper entspricht, enthält in seinen seitlichen Anteilen eine leicht gebogene Rinne, die die Arteria vertebralis vom Foramen transversum, einem kleinen Loch in den Querfortsätzen der Halswirbel nach vorne in das große Hinterhauptloch leitet. Auf der Rückseite befindet sich der hintere Atlashöcker als Überbleibsel eines Dornfortsatzes und dient als Ansatzstelle der tiefen Nackenmuskulatur.

Arteria vertebralis

Die Arteria vertebralis unterteilt sich auf ihrem Weg von der Brusthöhle zum Schädel in vier Abschnitte. Sie hat mehrere Äste und versorgt Halsmuskeln, Spinalkanal und Anteile von Rückenmark und das Kleinhirn.

Spinalkanal

Der Spinalkanal ist ein durch Wirbelbögen und hintere Anteile der Wirbelkörper und Bandscheiben gebildeter Kanal der Wirbelsäule, der das Rückenmark und in den unteren Abschnitten die Cauda equina enthält.

Cauda equina

Die Cauda equina ist ein Nervenfaserbündel, das die Vorder- und Hinterwurzeln der Rückenmarksegmente ab dem dritten Lumbalsegment enthält. Es verläuft vom Ende des Rückenmarks, ist etwa in Höhe des ersten oder zweiten Lendenwirbels gelegen und fließt durch den untersten Teil des Spinalkanals.

Rückenmark

Das Rückenmark ist ein eingeschlossener Teil des zentralen Nervensystems. Es gliedert sich in eine graue und in eine weiße Substanz, entlässt die Spinalnerven und verarbeitet spinale Reflexe oder die Weiterleitung von Impulsen.

Kleinhirn

Das Kleinhirn ist ein Teil des Gehirns, das in der hinteren Schädelgrube unterhalb der Hinterhauptlappen des Großhirns liegt. Es besteht aus zwei Halbkugeln des Gehirns und dem dazwischenliegenden Mittelteil des Kleinhirns. Gemeinsam mit dem Großhirn reguliert es Gleichgewicht und die Bewegung der Muskeln.

Was bedeutet die Atlasblockade?

Im Gegensatz zum Rest der Wirbelsäule besitzt die Halswirbelsäule (HWS) im Gelenk zum Hinterkopf und im Gelenk zwischen Halswirbel 1 (= Atlas) und Halswirbel 2 (= Axis) keine Bandscheiben. Möglich werden Bewegungen des Kopfes wie Drehung, Beugen, Streckung und das Neigen zur Seite durch die besondere Gelenkkonstruktion der oberen Halswirbelsäule und des Bandhalteapparates, der auch eine quer gerichtete Bewegung in den Gelenksflächen der oberen Halswirbel erlaubt.

Die beiden Kopfgelenke (C0-C1 und C1-C2) sind einem Kugelgelenk ähnlich, wobei durch das obere Kopfgelenk die Neigung zur Seite und nach vorne/hinten und durch das untere Kopfgelenk Drehung und ebenfalls die Neigung zur Seite und nach vorne/hinten ermöglicht werden.

In Zusammenarbeit mit den anderen Gelenken der Halswirbelsäule sind so Drehen, Seitneigen, Beugen und Strecken des Kopfes möglich. Der Axis besitzt einen Dorn, welcher in den Atlas hineinragt und um den sich der Atlas drehen kann. Dabei werden beide Wirbel von einer Bandstruktur gehalten; Atlas und Axis sind also nicht starr miteinander verbunden. Während der Bewegungen des Kopfes verändern die beiden Halswirbel ihre Stellung zueinander. Beim Beugen des Kopfes nach vorne bewegen sie sich im Rücken voneinander weg und gehen auseinander. Beim Strecken des Kopfes nach hinten wird der Winkel zueinander ganz klein.

Neben den Bandstrukturen ist es vor allem die Nackenmuskulatur, welche für die Fixation des Kopfes auf der HWS zuständig ist. Das obere Kopfgelenk ist vor allem für die Beugung und Streckung des Kopfes zuständig und erlaubt nur eine geringe Beweglichkeit beim Neigen zur Seite und bei der Rotation. Dieses Gelenk ist wegen seiner knöchernen Führung stabiler als das untere Kopfgelenk, welches eher durch Bänder geführt und gehalten wird. Dafür erlaubt dieses Gelenk zwischen C1-C2 gute Rotationsbewegungen sowie Beugung und Streckung. Miteinander gewährleisten beide Kopfgelenke die gute Beweglichkeit in der oberen HWS und erlauben alle Bewegungen eines Kugelgelenks.

Ist die Beweglichkeit dieser Gelenkkombination durch Verschieben blockiert, so kann das auf den gesamten Körper Auswirkungen haben. Rein statisch kann eine Atlasblockade eine Fehlhaltung in Brustwirbelsäule und Becken nach sich ziehen. Atlasblockaden werden oft neben den schmerzhaften Bewegungseinschränkungen  mit Gefühlsstörungen um den Mund und die Nase oder mit Schluckbeschwerden in Zusammenhang gebracht. Durch die ständige muskuläre Verspannung, die in Wechselwirkung mit der Atlasblockade entsteht, kommt es zu chronisch entzündlichen Prozessen in Binde- und Muskelgewebe. Dabei entsteht das „Entzündungsmedium“ Stickstoffmonoxid. Fachleute sagen auch, Atlasblockaden führen zu sogenanntem nitrosativem Stress des gesamten Körpers.

Nitrosativer Stress.

Von nitrosativem Stress spricht man bei übermäßiger Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) und seinen Folgeprodukten Peroxynitrit, Nitrotyrosin und Nitrophenylessigsäure.

Stickstoffmonoxid (NO) wird in fast allen Zellen des Organismus gebildet und hat in normaler Menge wichtige Funktionen im Körper. Durch verschiedene Situationen wie Entzündungsreaktionen, schwere Verletzungen oder Unfälle, Belastung durch chemische Substanzen, Schwermetalle oder auch Medikamente, seelischen oder körperlichen Stress oder die Aufnahme großer Mengen an Nitriten oder Nitraten über die Nahrung kommt es jedoch zu einer übermäßigen Bildung von NO. Diese großen Mengen an Stickstoffmonoxid hemmen die Energiegewinnung in den Zellen, wodurch es vor allem zur Schädigung von Zellen mit hohem Energiebedarf wie Nervenzellen, Herzmuskel, Muskulatur und Zellen des Immunsystems kommt.

Nitrosativer Stress hat weitreichende Folgen: das chronische Energiedefizit führt zu einem verfrühten Absterben der betroffenen Zellen, das Entgiftungssystem, vor allem der Glutathionstoffwechsel, wird beeinträchtigt, wodurch es zur Anhäufung schädlicher Produkte wie oxidiertes LDL oder Homocystein kommt. Als Folge des Energiemangels ist der Cholesterinstoffwechsel und damit auch die Synthese der Steroidhormone beeinträchtigt. Vitamin B12 wird als NO-Fänger in Übermaßen verbraucht, wodurch es zu einem Vitamin B12-Mangel mit all seinen Folgen kommt. Weiters kommt es über Beeinflussung des Tyrosin- und Tryptophanstoffwechsels zur Störung der Neurotransmittersynthese und da große Mengen an NO entzündungsfördernd wirken auch zu einer Belastung mit oxidativem Stress.

Diese komplexen Funktionsstörungen führen zu Erkrankungen wie dem chronischen Müdigkeitssyndrom, Fibromyalgie, posttraumatischen Stresserkrankungen und chronifizierten Infektionen. Typisch ist ein extremer körperlicher und seelischer Erschöpfungszustand.

Symptome einer Atlasblockade:

z.B. Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Sehstörungen, Konzentrationsstörungen, Kiefergelenksbeschwerden, Benommenheit, Schwindel usw.